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Die Auswahl des Stalles

Lesedauer 4 Minuten

Aller Anfang ist schwer, vor einigen Jahren gab es kaum Informationen, aktuell gibt es viel zuviele, zu verschiedene Ratschläge was Wachteln, den Platzbedarf und die Art der Unterbringung angeht. Ich möchte euch heute einmal ein paar Denkanstöße geben und auch über die Basics und das pro und contra der verschiedenen Unterbringungen schreiben.

Fangen wir bei den basics an, die müssen auf jeden Fall grundsätzlich eingehalten werden wenn Wachteln im Außenbereich gehalten werden. (Eine Innenhaltung ist theoretisch auch möglich, aber hat auch einige Nachteile, dazu später mehr.)

Wachteln sind nicht standorttreu, das bedeutet sie brauchen unbedingt ein komplett abgeschlossenes Gehege. Da Wachteln auch einige Fressfeinde haben (z.b. auch Ratten und Mauswiesel) muss das Gehege unbedingt von allen sechs Seiten (also auch oben und unten) gut gesichert werden, am besten eignet sich punktverschweißter Volierendraht in einer Maschenweite von höchstens 12mm, besser sind 10mm da dort auch keine jungen Mäuse durch passen. Mäuse fressen zwar in der Regel keine Wachteln, aber sie können durchaus gefährliche Krankheiten übertragen. Der 10mm Volierendraht bietet sich an, wenn das Gehege bodennah gebaut wird, bei erhöhten reicht der 12mm Draht normalerweise aus. (Ausnahmen bestätigen die Regel…)

Ja, das waren schon die Basics. 😉 Ihr fragt euch warum da kein Platzbedarf dabei ist? Ganz einfach, es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf. Und auch wenn es oft behauptet wird, es gibt KEINE gesetzlichen Bestimmungen zur Wachtelhaltung, es gilt lediglich das allgemeine Tierschutzgesetz. Jedes Veterinäramt entscheidet individuell ob die Haltung tiergerecht ist oder nicht. Das reicht von 6 Tieren pro m² ausschließlich in Volierenhaltung mit 2m Deckenhöhe bis zu Drahtgitterkäfighaltung mit einem Besatz von 40 Tieren pro m². Auch die Angaben die sich online finden reichen von 15 Tieren pro m² bis hin zu 2m² pro Wachtel. Auch sind Etagenställe oft verpöhnt, ebenso die gängigen „Hühner- und Hasenställe“ die es fertig zu kaufen gibt.

Gehen wir einmal sachlich an das Thema heran. Die Wachtel ist ein bodenbewohnender Laufvogel, der zwar Flügel hat, diese aber im Normalfall nur einsetzt wenn er sich bedroht fühlt. Ich züchte jetzt schon eine ganze Weile Wachteln und mir ist noch keine einzige untergekommen die zielgerichtet fliegen kann. (Damit ist nicht das Nutzen der Flügel gemeint wenn sie z.B. auf einen erhöhten Teil springen möchten, sie unterstützen den Sprung natürlich hin und wieder durch flattern mit den Flügeln, aber von fliegen KÖNNEN ist das wirklich sehr weit entfernt.) Im Bedrohungsfall (der je nach Wachtel sehr individuell ausfällt) steigt die Wachtel im Normalfall senkrecht nach oben und das explosionsartig. Leider führt das nicht selten zu Genickbrüchen oder anderen Verletzungen (Anflugtrauma, Knochenbrüche etc), daher sollte ein Gehege/Stall eine Höhe von unter 50cm (damit sich nicht soviel Wucht entwickeln kann) oder mindestens 2m haben.

Zum Platzbedarf: natürlich sieht es für Menschen netter aus wenn die Tiere in großräumigen Gehegen mit toller Deko gehalten werden, erfahrungsgemäß ist es allerdings so, dass die Tiere sich bei einem zu geringen Besatz häufig nicht wohl fühlen. Sie rufen oft nach ihren Kollegen, wirken gestresst und sind nicht selten sehr schreckhaft. Auch die Art der Deko/der Verstecke ist ihnen vollkommen egal, hauptsache sie finden Deckung. (Meine finden Pappschachteln genauso super wie z.b. das Grasiglu vom Wachtelshop. Welches ich total toll finde. 😉 ) Ein zu hoher Besatz ist recht arbeitsintensiv, bei 10 Wachteln auf 2m² muss sehr häufig ausgemistet werden und auch die Gefahr von Aggressionen steigt stark an wenn die Tiere sich nicht aus dem Weg gehen können. (Das ist gerade zur Mauserzeit ein großes Thema.)

Für mich liegt die Wahrheit in der Mitte. Ein Besatz von 5-6 Wachteln auf 2m² ist durchaus machbar, gerade am Anfang wenn man schauen möchte ob Wachteln ein geeignetes Haustier für einen sind reicht das vollkommen aus. (Genug Versteckmöglichkeiten setze ich da aber voraus, ein grober Richtwert: jedes Tier sollte sich so „parken“ können, das es von den anderen nicht gesehen wird. Also quasi zeitgleich, etwa so: eine Wachtel links vom Haus, eine drin und eine rechts vom Haus.) Je mehr Möglichkeiten, umso besser.

Je größer der Stall/die Voliere ist, umso höher darf der Besatz pro m² ausfallen. Die Dreckstellen konzentrieren sich meist um den Futterplatz, daher ist das saubermachen meist unkomplizierter und weniger oft nötig. Bis zu 5 Wachteln pro m² ab einer Größe von 4-5m² sind normalerweise gut handlebar.

Nochmal zurück zu den „Hasenställen“. Ich finde sie sind eine gute Idee für Leute, die gerade mit der Haltung anfangen möchten. Allerdings müssen ein paar Dinge bedacht werden. Der Draht ist leider oft nicht geeignet und sollte ausgetauscht werden. Es ist auch um einiges sicherer für die Tiere wenn diese Ställe nicht auf dem Boden aufgestellt werden, da bietet sich (auch aus bequemlichen Gründen – ausmisten – Eier einsammeln) an, den Stall erhöht z.B. auf einem Tisch o.ä. aufzustellen. Natürlich ist das keine perfekte Lösung, eine Voliere bietet einige Vorteile, auch für den Menschen. Aber es ist vollkommen legitim wenn man als Anfänger nicht mehrere tausend Euro ausgeben kann oder möchte solange man sich nicht sicher ist ob Wachteln auch die richtigen Haustiere sind.

https://www.wachtel-shop.com/Wachtelstall-Kaefig 

Für eine kleine Gruppe (ich kenne die Maße/Grundfläche leider nicht genau) von 5-6 Wachteln sollte dieser Stall für den Anfang ausreichen. Bitte beachtet dass der Draht ausgetauscht werden muss und es bietet sich an ihn erhöht aufzubauen, leider sind diese Art von Ställen nicht sehr robust, daher ist ein Platz mit Schutz vor der Witterung durchaus vorteilhaft. Ein solcher Stall lässt sich auch wunderbar in eine Voliere integrieren, es gibt häufig Tiere die ein paar Tage separiert werden müssen oder für Neuzugänge zum an die Gruppe gewöhnen. Es eine tolle Sache, da man nicht umständlich irgendwelche Provisorien basteln muss und man hat den Stall nicht umsonst gekauft wenn man etwas später erweitern möchte.

Volieren an sich sind wirklich toll, es erleichtert die Arbeit und es findet sich immer irgendwo ein Platz für einen Stuhl um sich zu seinen Tieren setzen zu können. 😉 Aber es ist auch kein Garant dafür, dass es den Tieren wirklich gut geht. Ich habe schon Volieren gesehen die absolut ungeeignet waren für Wachteln und im Gegenzug wirklich schön eingerichtete Etagenställe. Man kann die Frage ob Stall oder Voliere besser sind nicht pauschal beantworten. Ich persönlich finde es wichtig, dass einem die Tiere am Herzen liegen, dann klappt es auch mit einer tiergerechten Unterbringung, egal wieviel Platz zur Verfügung steht, den meisten Tieren in Privathand geht es deutlich besser als den Tieren in (vorallem) ausländischen Legebetrieben. Es wäre toll, wenn sich das so mancher „Tierfreund“ mal im Kopf behalten würde. Daher mein allgemeingültiger Rat dazu: Macht einfach euer Ding, es gibt immer jemanden der meckert und in erster Linie müsst ihr euch mit eurer Lösung wohl fühlen. Man wächst wirklich rein und Fehler machen ist normal. Es wird immer kleinere und größere Änderungen geben, probiert aus und was funktioniert behaltet euch bei. (Gerade was Einstreu betrifft, da scheiden sich ja auch die Geister. 😉 ) Wachteln sind einfach sehr individuelle Tiere, da lässt sich nicht alles im Vorfeld durchplanen und auch nichts pauschal beantworten. (Außer die Basics, die sind wirklich wichtig.)

Falls ihr noch Fragen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare oder schickt mir eine Mail oder WhatsApp Nachricht. 🙂

Published inGrundlegendesTipps

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